Angina Pectoris

Was ist Angina Pectoris?

Als Angina Pectoris (AP) wird die Leitsymptomatik der Koronaren Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Brustenge’. Medizinisch wird Angina Pectoris auch „Stenokardie“ genannt.

Angina Pectoris bezeichnet den typischen Schmerz, der durch eine mangelnde Durchblutung des Herzens entsteht. Meist wird die akute Mangeldurchblutung durch Anstrengung oder Stress ausgelöst und deutet auf eine Koronare Herzkrankheit hin. Angina Pectoris ist folglich die Symptombezeichnung und nicht die Erkrankung selbst. Grundsätzlich wird zwischen der stabilen und der instabilen Angina Pectoris differenziert. Diese Unterscheidung bezieht sich auf die Ausprägung und Häufigkeit der Symptome. Eine stabile Angina Pectoris liegt bei wiederholtem konsistenten Auftreten der Symptome bei Anstrengung vor. Eine Instabile AP bezeichnet das erstmalige oder ein besonders heftiges Auftreten. Ein AP-Anfall kann Ausdruck eines gerade ablaufenden Herzinfarkts sein oder einen Herzinfarkt ankündigen (Präinfarkt-Angina). Männer und ältere Personen sind häufiger von AP betroffen.

Stabile Angina Pectoris

Eine Stabile Angina Pectoris liegt vor, wenn die Symptome wiederholt und unter ähnlichen Bedingungen auftreten. Je nach Schweregrad der AP kann es bei moderater oder größerer Belastung zu einem Anfall kommen (Belastungs-Angina), nicht aber bei körperlich-geistiger Ruhe. Meist klingen die Anfälle nach wenigen Sekunden oder Minuten von alleine wieder ab.

Die Ursache für den Schmerz liegt in einer Minderdurchblutung (Ischämie) des Herzens. Häufig wird dies durch eine Verengung der Koronararterien (Arteriosklerose) ausgelöst. Dieses Krankheitsbild wird als Koronare Herzkrankheit bezeichnet. Sind die Beschwerden auf krampfartiges Zusammenziehen, also Spasmen der Herzkranzarterien zurückzuführen wird dies als Prinzmetal-Angina bezeichnet.

Instabile Angina Pectoris

Als Instabile Angina Pectoris (IAP) bezeichnet man zum einen das erstmalige Auftreten (De-novo-Angina) der Symptome, zum anderen eine Veränderung der Symptomatik. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Herzinfarkt droht oder bereits abläuft ist bei einer IAP hoch. Eine IAP liegt vor, wenn größere Schmerzen als gewohnt auftreten, sie häufiger oder bei geringerer Belastung einsetzten (Crescendo-Angina). Auch das Auftreten von Symptomen im Zustand der Ruhe (Ruhe-Angina) wird als IAP klassifiziert. Tritt Angina Pectoris in den zwei Folgewochen nach einem Herzinfarkt auf (Postinfarkt-Angina), wird sie ebenfalls als instabil eingeordnet. Anfälle die durch Liegen hervorgerufen werden, können auch als Angina decubitus (von Liegen) oder Angina nocturna (von Nacht) bezeichnet werden. Sie stellen ebenfalls eine Form der instabilen Angina Pectoris dar.

Ursachen

Verengungen der Herzkranzarterien führen zum Schmerzbild der Angina Pectoris. Sind die Gefäßverengungen durch Arteriosklerose, also Ablagerungen von Fetten an den Innenwänden der Blutgefäße (Plaques) hervorgerufen, liegt eine Koronare Herzkrankheit vor. Verhindern Plaques die Versorgung des Herzens mit ausreichend Sauerstoff (Ischämie), so tritt als Symptom Angina Pectoris auf. Bei erhöhtem Blutdruck und Puls durch Anstrengung oder Stress löst diese erhöhte Belastung des Herzens den Anfall aus. Verschließen sich Arterien vollständig liegt ein Herzinfarkt vor, bei dem nichtdurchblutetes Herzgewebe 20-60 Minuten abzusterben beginnt.

Das Risiko an einer KHK zu erkranken ist für Männer erhöht und steigt insgesamt mit zunehmendem Alter. Bluthochdruck, Diabetes mellitus und hohe Cholesterinwerte begünstigen eine Erkrankung. Das Risiko kann außerdem genetisch bedingt erhöht sein. Beeinflussbare Risikofaktoren sind unter anderem ungesunde Ernährung, Übergewicht und Rauchen.

Auch andere Krankheiten als die KHK können momentane Gefäßverengungen bewirken und zu Angina Pectoris führen.

Spasmen der Herzkranzgefäße können ebenfalls eine Minderdurchblutung des Herzens auslösen. Die Prinzmetal-Angina wird durch solche Koronarspasmen ausgelöst. Sie tritt unabhängig von körperlicher Belastung auf und das Risiko für eine Erkrankung wird nicht durch Alter oder Geschlecht beeinflusst. Auch eine mikrovaskuläre Dysfunktion, also eine Störung der Funktion der kleinen Herzgefäße kann Angina Pectoris auslösen. Stress sorgt einerseits bei KHK-Patienten durch Blutdruckanstieg und erhöhten Sauerstoffbedarf des Herzens für einen Anstieg des Herzinfarktrisikos. Andererseits können aber die körperlichen Auswirkungen einer Stresssituation auch bei eigentlich Herzgesunden für Angina Pectoris Anfälle und Herzinfarkte verantwortlich sein. Zudem sind verschiedene Symptombilder bekannt die zwar einer Angina Pectoris ähneln, aber nicht koronar bedingt sind. So können beispielsweise Erkrankungen der Lunge oder des Verdauungstrakts zu Symptomen führen, die einer AP ähneln.

 

Symptombild

Das Symptombild der Angina Pectoris umfasst körperliche und psychische Aspekte. Je nach Ausprägung treten die Symptome bei starker oder mäßiger körperlicher Belastung oder im Ruhezustand auf. Auch psychische Belastung kann einen Anfall auslösen. Charakteristisch ist das namensgebende Engegefühl in der Brust. Es bestehen Schmerzen im Brustraum (thorakaler Schmerz) ein Druck auf oder ein Ziehen hinter dem Brustbein (retrosternaler Schmerz). Auch ein Brennen im Brustkorb oder Oberbauch gehört zu den Anzeichen. Dieses ziehende, dumpfe oder taube Gefühl kann sich über die Schultern bis in die Arme und über Hals und Kiefer ausbreiten. Sogar der obere Rücken kann schmerzen. Häufig ist besonders die linke Körperhälfte betroffen. In seltenen Fällen werden die Symptome mit Zahnschmerzen verwechselt, was bei gleichzeitigen Zahnproblemen zu Fehldiagnosen führen kann. Zum Schmerzempfinden kommt Schwitzen und Kurzatmigkeit. Außerdem tritt oft ein starkes Gefühl der Angst auf, das auch als Todesangst beschrieben wird.

Die AP ist das Leitsymptom der Koronaren Herzkrankheit. Diese muss sich aber nicht in jedem Fall in klassischen AP-Symptomen äußern. Frauen klagen häufig über Kurzatmigkeit, Magenbeschwerden und Müdigkeit. Ältere Menschen leiden häufig unter ähnlichen Symptomen und einem allgemeinen Leistungsabfall. Menschen mit Diabetes können an Nervenschädigungen (Neuropathie) leiden und deshalb schwach ausgeprägte Symptome haben oder symptomfrei sein.

Diagnose

Wenn erstmalig oder besonders starke Angina Pectoris Beschwerden auftreten, muss ein Notarzt verständigt werden. Denn gerade bei erstmaligen oder veränderten Symptomen ist das Risiko für einen Herzinfarkt hoch.

Je nachdem ob es sich um einen akuten Anfall handelt oder die Symptome länger zurückliegen, wird der Arzt oder die Ärztin zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch führen oder notfallmedizinische diagnostische Verfahren einsetzen. In der Anamnese werden Fragen nach Vorerkrankungen, familiärer Vorbelastung, den konkreten Auslösern für die AP-Anfälle, Häufigkeit, Dauer und Ausprägung der Symptome gestellt. Bei einem Belastungs-EKG und Belastungs-Ultraschall kann abgeklärt werden, ob die Symptome unter körperlicher Belastung wieder Auftreten und sich eine zeitweise Verengung der Herzkranzgefäße einstellt.

Einteilung des Schweregrades

Bei der ärztlichen Diagnose und Prognose wird der Schweregrad der Angina Pectoris berücksichtigt. Die Prognose ist bei einer stabilen Angina Pectoris im Vergleich zu einer instabilen günstiger, verschlechtert sich jedoch mit zunehmendem Schweregrad.

Eine Minderdurchblutung des Herzens kann auch beschwerdefrei ablaufen.

Wechselt das Stadium oder treten bei körperlicher Ruhe AP-Anfälle auf, liegt eine Instabile Angina Pectoris vor.

In Stadium 1 treten Symptome nur bei starker plötzlicher oder anhaltender Belastung auf. Die Person ist bei normaler Belastung nicht eingeschränkt.

Im 2. Stadium treten Angina Pectoris Symptome bereits nach dem Essen, beim Treppensteigen oder beim Bergan-Gehen auf. Außerdem können Stress oder Kälte zu Anfällen führen. Es besteht eine geringe Einschränkung bei normaler körperlicher Aktivität.

In Stadium 3 führen bereits kurze Wege und langsames Treppensteigen zu Symptomen. Die Person ist bei normaler Belastung bereits deutlich eingeschränkt.

Im 4. Stadium treten Anfälle bei jeder Art der körperlichen Belastung aber auch im Ruhezustand auf.

Behandlung

Eine Instabil auftretende Angina Pectoris, also erstmalige, ungewöhnliche, besonders schwere oder langanhaltende Symptomen, wird als medizinischer Notfall eingestuft, bei der ein Notarzt verständigt werden muss

In akuten Fällen bewirkt die Gabe von Glyceroltrinitrat (Nitrospray) eine Erweiterung der Herzgefäße. Bei einer stabilen AP klingen die Symptome dann meist schnell ab. Zudem können bei stabiler Angina Pectoris sowohl blutdruck- als auch pulssenkende Präparate angewendet werden, wodurch der Druck auf die Gefäße vermindert wird.

Da Angina Pectoris lediglich ein Symptom und keine Krankheit darstellt, sind je nach Krankheitsbild weitere Schritte angezeigt.  Zunächst sollte abgeklärt werden, ob die Symptome tatsächlich eine Angina Pectoris darstellen. Liegt eine Koronare Herzkrankheit vor, kann je nach Grad der Sklerose die Implantation von Stents oder eine Bypassoperation notwendig sein.

Prävention

Um einer Arteriosklerose vorzubeugen und damit das Auftreten von Angina Pectoris zu verhindern, sollten begünstigende Vorerkrankungen wie Rauchen und andere Suchterkrankungen, Übergewicht, zu hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen, Gicht, Schlaf-Apnoe und hormonelle Störungenbehandelt werden. Zudem sollte im Rahmen der Früherkennung eine regelmäßige Routineuntersuchung stattfinden, ab dem 35. Lebensjahr wird diese Leistung von den Krankenkassen übernommen. Der Herzgesundheit und damit der Prävention von Koronarer Herzkrankheit zuträglich sind eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität und Sport, ausreichend Schlaf und Stressvermeidung.