Herzinsuffizienz

Eine Herzinsuffizienz wird umgangssprachlich auch als Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine verminderte Pumpfunktion des Herzmuskels. Dies führt dazu, dass das Herz nicht mehr die Kraft besitzt, das benötigte Blut durch den Körper zu pumpen. Allein in Deutschland leiden knapp 2 Millionen Menschen unter einer Herzinsuffizienz. Besonders bei Menschen über 70 Jahren ist jeder achte betroffen, wobei Männer deutlich früher an einer Herzinsuffizienz erkranken als Frauen. Das Erkrankungsrisiko für Männer ist ca. anderthalb Mal so hoch wie für Frauen. In Deutschland gilt die Herzinsuffizienz bei Männern als vierthäufigste und bei Frauen als zweithäufigste Todesursache.

Was ist eine Herzinsuffizienz?

Was sind die Ursachen einer Herzinsuffizienz?

In welche Formen wird eine Herzinsuffizienz unterteilt und welche Symptome weisen diese auf?

In welche Schweregrade wird eine Herzinsuffizienz unterteilt?

Wie wird eine Diagnose bei einer Herzinsuffizienz durchgeführt?

Welche Behandlung hilft bei einer Herzinsuffizienz?

Welche Heilungschancen gibt es bei einer Herzinsuffizienz?

Was ist eine Herzinsuffizienz?

Bei einem gesunden Herzen wird das sauerstoffreiche Blut aus der linken Herzkammer durch den Körper gepumpt um die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Nach der Versorgung der Organe fließt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zurück in die rechte Herzhälfte und wird von dort durch das Herz in die Lunge befördert. Hier wird es erneut mit Sauerstoff angereichert und durch die linke Herzkammer wieder in den Körper zurückgepumpt.

Eine Herzinsuffizienz ist eine Pumpschwäche des Herzens. Sie betrifft in der Regel entweder die rechte Herzhälfte (Rechtsherzinsuffizienz) oder die linke Herzhälfte (Linksherzinsuffizienz). Bei einer weit fortgeschrittenen Herzinsuffizienz können auch beide Herzhälften (globale Herzinsuffizienz) betroffen sein. Zudem unterscheidet man je nach Verlaufsform eine chronische und eine akute Herzinsuffizienz. Die chronische Herzinsuffizienz ist eine fortschreitende Erkrankung die schon seit Wochen, Monaten oder Jahren vorliegt und kommt häufiger vor als die akute Herzinsuffizienz, die plötzlich und unterwartet auftritt. Dabei kann sich eine chronische Herzinsuffizienz plötzlich zu einer akuten Herzinsuffizienz entwickeln.

Was sind die Ursachen einer Herzinsuffizienz?

Die Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind Erkrankungen, die den Herzmuskel schädigen oder beeinträchtigen. Die häufigste Ursache einer chronischen Herzinsuffizienz ist die koronare Herzerkrankung, besonders nach einem Herzinfarkt.

Eine koronare Herzkrankheit (KHK) wird durch Engstellen oder Verschlüsse (atherosklerotische Veränderungen) in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien) ausgelöst. Die Herzkranzgefäße sind die Blutgefäße, die das Herz mit Sauerstoff und den nötigen Nährstoffen versorgen. Die zunehmenden Verengungen (Stenosierung) der Arterien führen zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Die KHK macht sich durch Angina pectoris (Brustschmerzen und Engegefühl) bemerkbar oder bleibt unbemerkt.

Ein Herzinfarkt verursacht eine Minderdurchblutung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut, so dass Herzmuskelgewebe unwiederbringlich abstirbt. Diese Schädigung beeinträchtigt die Pumpleistung des Herzens und verursacht somit die Herzinsuffizienz. Ein Großteil der Betroffenen leidet zusätzlich unter Bluthochdruck, welcher die Lage zusätzlich verschärft.

Bluthochdruck (Hypertonie) ist bei bis zu 20% der Betroffenen der alleinige Grund für Herzinsuffizienz und damit die zweithäufigste Ursache für die Erkrankung. Bluthochdruck verursacht einen erhöhten Pumpwiederstand im Herzen. Das Herz muss dadurch dauerhaft stärker pumpen. Dieser Zusatzbelastung hält das Herz langfristig nicht stand und verliert seine Leistungsstärke.

Ein ähnlicher Effekt kann durch einen Herzklappenfehler verursacht werden. Durch verengte oder undichte Aortenklappen muss das Herz stärker pumpen oder häufiger Schlagen, was wiederum zu einer dauerhaften Überbelastung führt.

Auch Herzrhythmusstörungen, wie eine zu niedrige Herzfrequenz (Bradykardie), kann Auslöser einer Herzinsuffizienz sein, da zu wenig Blut gefördert wird. Eine zu hohe Herzfrequenz (Tachykardie) und das damit verbundene verringerte Schlagvolumen kann ebenfalls in einer Herzinsuffizienz münden.

Auch angeborene Erkrankungen des Herzmuskelgewebes, die zu einer Zunahme der Muskelmasse führen, können Ursache für eine Herzinsuffizienz sein. Schwangerschaften, Autoimmunerkrankungen, Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch, Herzrhythmusstörungen und eine Überfunktion der Schilddrüse, so wie Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus) können ebenfalls eine Ursache für eine Herzinsuffizienz sein.

 

In welche Formen wird eine Herzinsuffizienz unterteilt und welche Symptome weisen diese auf?

Die Herzinsuffizienz wird in folgende Formen unterteilt:

  • Rechtsherzinsuffizienz
  • Linksherzinsuffizienz
  • Globale Herzinsuffizienz
  • Systolische Herzinsuffizienz
  • Diastolische Herzinsuffizienz
  • Chronische Herzinsuffizienz
  • Akute Herzinsuffizienz

Jede Form der Herzinsuffizienz weist unterschiedliche Symptome auf. Allerdings gilt als Leitsymptom der Herzinsuffizienz die Luftnot bei körperlicher Belastung. Warnzeichen können ein leichtes Schwitzen bei geringer körperlicher Belastung sein, die Unmöglichkeit des Flachliegens, Enge in der Brust und die Zunahme einer Beinschwellung. Zudem gibt es für die Symptome unterschiedliche Schweregrade.

Linksherzinsuffizienz

Die Linksherzinsuffizienz beschreibt eine eingeschränkte Pumpfunktion der linken Herzkammer, die das sauerstoffreiche Blut in den Körperkreislauf bzw. zu den Organen pumpt. Diese kann sich langsam entwickeln oder akut entstehen. Eine sich langsam entwickelnde Linksherzinsuffizienz macht sich durch immer wieder aufkommende Atemnot bei Belastung bemerkbar. Diese ist meist durch eine Verengung der Herzkrankgefäße bedingt und seltener durch eine Herzmuskelerkrankung oder eine Erkrankung der Herzklappen.

Die Folge ist, dass nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut in den Körper gepumpt wird und sich vor der rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf und deren Gefäße zurückstaut. Diese Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödeme) führen zu Atemnot, Hustenreiz, rasselnden oder pfeifenden Geräusche beim Atmen und körperlicher Schwäche mit häufigem Schwindel. Eine akute Linksherzinsuffizienz ist meist bedingt durch einen Anstieg des Blutdrucks, KHK oder durch einen Herzinfarkts.

Eine besonders schwere Form der Linksherzinsuffizienz ist die Ruheinsuffizienz, die bereits im Ruhezustand zu Atemnot und Blutdruckabfall führt.

Rechtsherzinsuffizienz

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz arbeitet die rechte Herzkammer, die das sauerstoffarme Blut in den Lungenkreislauf pumpt, nicht mehr richtig. Die Ursache ist meistens eine akute oder chronische Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf. Dieser Widerstand entsteht durch Lungenerkrankungen wie eine Lungenembolie, Asthma, ein ausgeprägte Emphysem (Luft und Gas im Gewebe), eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD, meist durch Tabakqualm entstanden) oder eine Linksherzinsuffizienz. Seltenere Ursachen sind Herzklappenfehler oder Herzmuskelerkrankungen.

Bei einem Rückwärtsversagen staut sich das Blut welches aus dem Körper zum Herzen zurückfließt vor dem Herzen. Dadurch erhöht sich der Druck in den Venen und Flüssigkeit wird in das umliegende Gewebe gepresst. Symptome sind vor allem Wassereinlagerungen, die sogenannten Ödeme, besonders in den Füßen, Zehen, Knöcheln und Schienbeinen. Sichtbar werden die Anzeichen beim Tragen von zu engen Socken deren Abdrücke nach dem Ausziehen noch eine längere Zeit auf der Haut sichtbar sind. In der Nacht kann es zu vermehrten Harndrang kommen, da die Flüssigkeit verstärkt zurückfließt und die Nieren besser durchblutet werden.

Zudem muss das Herz mehr Kraft aufbringen, um das Blut in die Lunge zu pumpen. Dadurch wird das Herz mit der Zeit immer stärker belastet und die Muskelschicht (Herzwand) in der rechten Herzkammer verdickt sich.

Globale Herzinsuffizienz

Bei einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz sind beide Seiten des Herzens betroffen, dies wird dann als globale Herzinsuffizienz bezeichnet. Hier treten die Symptome der Linksherzinsuffizienz und der Rechtsherzinsuffizienz auf.

Systolische und diastolische Herzinsuffizienz

Die systolische Herzinsuffizienz (auch kongestive Herzinsuffizienz) bezeichnet die verminderte Pump- und Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) des Blutes einer oder beider Herzkammern. Diese entsteht durch den Verlust normal funktionierender Herzmuskelzellen oder durch eine von außerhalb des Herzens verursachte Störung der Pumpfunktion. Das Blut staut sich in der Lunge zurück und die Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Bei der diastolischen Herzinsuffizienz ist nicht die Pumpfunktion vermindert, sondern die Dehnbarkeit der linken Herzkammer gestört bzw. ist krankhaft vergrößert. Eine der häufigsten Ursachen einer diastolischen Fehlfunktion ist der Bluthochdruck. Durch den hohen Widerstand der in den Arterien durch den Bluthochdruck herrscht, muss das Herz das Blut stärker auswerfen und wird dadurch immer dicker und fester. Die Dehnbarkeit des Herzmuskels vermindert sich und weniger Blut kann zwischen den Auswurfphasen in die Herzkammer gelangen und anschließend in den Körper gepumpt werden. Die Folge ist, dass auch der Körper nicht mehr mit ausreichend Blut und Nährstoffen versorgt wird. Auch eine Herzklappenerkrankung führt zu einer Verdickung des Herzmuskels. Hier wird die Herzmuskulatur durch die Einlagerung von Eiweißen steifer und weniger dehnbar. Auftretende Symptome der diastolischen Herzinsuffizienz sind Husten bis hin zu Atemnot (Dyspnoe).

Chronische und akute Herzinsuffizienz

Die chronische Herzinsuffizienz ist eine fortschreitende Erkrankung die schon seit Wochen oder Monaten/Jahren vorliegt undkommt häufiger vor als dieakute Herzinsuffizienz.Bei einerchronischenHerzinsuffizienz werden die Symptome zunächst nicht wahrgenommen, da es der Körper noch längere Zeit schafft diese selbst auszugleichen oder die Beschwerden werden auf das Alter der Betroffenen geschoben. Die Symptome entsprechen der einer linken- oder rechten Herzinsuffizienz.

Die akute Herzinsuffizienz tritt plötzlich auf, innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden, nach einem Herzinfarkt oder nach einem chronischen Verlauf einer Herzinsuffizienz, wenn der Körper es nicht mehr schafft diese auszugleichen. Die Symptome sind:

  • Starke Atemnot und/oder Husten
  • Brodelnde Geräusche beim Atmen
  • Beschleunigter Herzschlag
  • Blasse Gesichtsfarbe
  • Kalter Schweißausbruch

In welche Schweregrade wird eine Herzinsuffizienz unterteilt?

Nach der New York American Heart Association (NYHA) wird eine Herzinsuffizienz nach den unterschiedlichen Schweregraden und Risikofaktoren unterteilt. Das Aufteilen nach Risikofaktoren findet in Deutschland allerdings kaum Anwendung.

Die Einteilung nach dem Schweregrad der Symptome wird in vier Stufen vorgenommen:

  • NYHA I: Eine Herzerkrankung die keine Anzeichen, wie körperliche Einschränkung, keine übertriebene Erschöpfung durch körperliche Belastung, keine Rhythmusstörungen und keine Luftnot, aufzeigt.
  • NYHA II: Eine Herzerkrankung die bei alltäglichen Belastungen leichte Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit auslöst, aber keine Beschwerden in Ruhe oder bei leichter körperlicher Belastung aufzeigt.
  • NYHA III: Eine Herzerkrankung die sich schon bei leichten körperlichen Beschwerden und leichten Belastungen wie Zähneputzen, Essen oder Sprechen bemerkbar macht. Sie verursachen Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Atemnot. Es treten keine Beschwerden in körperlicher Ruhe auf.
  • NYHA IV: Eine Herzerkrankung mit körperlichen Beschwerden bei jeder Art von körperlicher Belastung in Ruhe oder bei Aktivitäten.

Durch eine Herzinsuffizienz wird die Lebensqualität stark eingeschränkt. Die Betroffenen empfinden oftmals starke Frustration durch die körperlichen Einschränkungen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. Aus diesem Grund können neben den körperlichen Symptomen auch psychische Beeinträchtigungen, wie z. B. Depressionen, auftreten.

Wie wird eine Diagnose bei einer Herzinsuffizienz durchgeführt?

Die Diagnostik beginnt mit einer ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte der Betroffenen (Anamnese) bezüglich des Beginns, der Dauer und die Ausprägung der Symptome. Daraufhin folgt eine Zuordnung des Schweregrades der Symptome mit Hilfe der NYHA-Einteilung. Zudem wird durch eine Untersuchung der Herz- und Gefäßstatus erhoben, sowie das Herz und die Lunge abgehört. Hinweise auf einen frischen oder älteren Herzinfarkt oder Rhythmusstörungen ergeben sich aus einem 12-Kanal-Ruhe-EKG. Des Weiteren wird eine Echokardiographie durchgeführt und ein großes Blutbild angefertigt. Die Durchführung einer Katheteruntersuchung wird individuell entschieden.

Welche Behandlung hilft bei einer Herzinsuffizienz?

Bei einer chronischen Herzinsuffizienz werden Medikamente (z. B. ACE-Hemmer/Angiotensin 2-Blocker, Betablocker, Diuretika) eingesetzt. Durch den Einsatz von Medikamenten wird versucht, Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen im ersten Schritt zu verbessern. ACE-Hemmer und Betablocker wirken lebensverlängernd, müssen aber für eine erfolgreiche Wirkung dauerhaft und regelmäßig eingenommen werden.

Zudem werden rhythmologische Therapien (Beseitigung einer Herzrhythmusstörung) oder auch Drei-Kammer-Schrittmacher eingesetzt. Dieser sorgt für eine zeitgerechte Aktivierung der Vorhöfe und beider Herzkammern. Oftmals ist in den Herzschrittmacher auch ein Defibrillator eingebaut, um bei schwerer Herzschwäche bedrohlichen Herzrhythmusstörungen entgegen zu wirken. Diese Therapie wird auch als Resynchronisationsbehandlung bezeichnet. Zudem gehört körperliches Training zu einem erfolgreichen Therapieerfolg.

Welche Heilungschancen gibt es bei einer Herzinsuffizienz?

Eine Herzinsuffizienz ist nie vollständig heilbar. Dennoch können die Lebenserwartungen deutlich verbessert werden. Dies hängt von der Art der Herzinsuffizienz so wie dem Alter, den Begleiterkrankungen und dem persönlichen Lebensstil der Betroffenen ab. Werden die Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel der Bluthochdruck, behandelt und führt der Betroffene einen gesunden Lebensstil und hält er die Empfehlungen des Arztes ein, besteht die Möglichkeit einer guten Langzeitprognose.  

 

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